Leserbrief der


vom 14.10.2023

Weniger konsumieren, weniger produzieren

▶ Betrifft: Editorial und Artikel „Millionenprojekt am Deich“ (EJZ vom 22. September)

Ich bin gerührt von der „Leidenschaft“ für den Klimaschutz, die viele Menschen im Landkreis sowie Investoren von außerhalb plötzlich ergriffen hat. Seitdem die Landesregierung mit einer Verfügung eine Fläche von 577 Hektar im Landkreis für die Errichtung von Solarparks vorgesehen hat, häufen sich die Anfragen an Landkreis und Gemeinden, Solarparks bauen zu können.

Eine Aussage im Landesraumordnungsprogramm besagt, Solarpaneele vorzugsweise auf bebauten Flächen zu installieren – möglichst auf Hausdächern, Industrieanlagen, öffentlichen Gebäuden, über Parkplätzen. Doch riesige Freiflächen sollen es sein, 80 Hektar wie bei Schweskau oder aktuell geplant 60 Hektar bei Langendorf, wenn möglich auch in Landschaftsschutzgebieten und selbst auf landwirtschaftlichen Flächen (EJZ 25.9.2023). Natur wird geopfert, Landschaftsbild sowie landwirtschaftliche Flächen in ihrer Bedeutung für Ernährung und Erholung werden missachtet.

Das alles sei nötig „. . .für den Erhalt des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Status quo“, so im Kommentar zum geplanten Solarpark bei Langendorf (EJZ 22.9.2023). Also: keine Veränderung unserer Lebensweise, weiterhin den Bedarf an Energie steigern, mit dem Ausbau erneuerbarer Energien das 1,5 Grad Klimaziel erreichen – ein fataler Irrweg!

So erreichen wir das Klimaziel nicht! Wir laufen dem Ziel ständig hinterher. Das haben die vergangenen Jahre gezeigt. Wertvolle Zeit geht verloren. Und es geht so weiter: Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung geht davon aus, dass das kürzlich im Klimaschutzgesetz bis 2030 festgelegte Emissionsbudget deutlich überschritten werden wird (EJZ 30.9.2023)! Wir steuern weiter auf eine Klimakatastrophe zu. Hinzu kommt, dass mit unserer Lebensweise der Hunger nach Rohstoffen weltweit Natur zerstört und zu einem unsere Existenz bedrohenden Rückgang der Biodiversität führt.

Der Kommentar in der EJZ erwähnt als Alternative zum Erhalt des Status quo, dass wir „unsere Lebens- und Wirtschaftsweise (. . .) radikal umkrempeln“. Genau so – hierfür muss ein gangbarer Weg gefunden werden. Die Finanzkrise 2009, die Coronakrise 2020 oder die Sparmaßnahmen vor Beginn des Krieges in der Ukraine 2022 zeigen, dass über eine Lebensweise mit weniger Konsum und geringerer Produktion von Gütern sehr schnell die CO₂-Emissionen sinken.

Hermann Klepper,
Banzau
 

Bearbeitet am: 14.10.2023/ad


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