Leserbrief der

vom 24.12.2022

Empörungsreflex anstacheln?

Betrifft: Artikel „Selten, aber nicht unmöglich“ (EJZ vom 8. Dezember)

Nur wegen eines Nagers soll ein Vermögen sinnlos ausgegeben werden. Jedenfalls wenn man dem Bericht der EJZ zum Biber bei Streetz glaubt. Da heißt es: „1,4 Millionen Euro sollen die Stadt Dannenberg und die Stadt Hitzacker für ein Flurbereinigungsverfahren ausgeben, das vor allem zum Ziel hat, einem Biber den Dammbau im Streetzer Mühlenbach zu ermöglichen.“ Dies erscheine „geradezu grotesk“. Sicher werden viele über diesen angeblichen Irrsinn den Kopf schütteln. Sieht man sich allerdings die Fakten an, die den Ratsgremien vorgestellt wurden, stellt sich die Sache anders dar. Mit dem Löwenanteil des
Geldes (1,01 Millionen Euro) sollen nämlich drei Wirtschaftswege ausgebaut werden, weil sie für die „immer schwerer und schneller gewordenen landwirtschaftlichen Fahrzeuge“ nicht mehr genügen.

Anders als im Artikel dargestellt, der offenbar den Empörungsreflex anstacheln soll, hat also der größte Teil der Ausgaben mit dem Biber rein gar nichts zu tun. Auch die restlichen 430 000 Euro dienen nur zum Teil dazu, den Konflikt im Umfeld des Biberdamms zu lösen. Es werden damit außerdem Flächen für den geplanten Radweg zwischen Streetzer Kreisel und Hitzacker, für den Schutz eines 40 Hektar großen wertvollen Quellwalds sowie für weitere Gewässerrandstreifen beschafft. Nicht zutreffend ist zudem, dass Hitzacker und Dannenberg 1,4 Millionen Euro zahlen müssen. Tatsächlich übernehmen sie zusammen nur ein Viertel der Summe, der Rest wird aus Mitteln von EU, Bund und Land finanziert.

Das ganze Paket bedeutet für die Kommunen deshalb letztlich eine Einsparung, jedenfalls sofern der Neubau der Wirtschaftswege wirklich nötig ist, wovon nicht alle überzeugt sind. Denn ohne Flurbereinigung müssten die beiden Städte den Wegebau zum größten Teil selbst zahlen. Besonders erstaunt am Bericht die überholte, eindimensionale Logik: Biber staut Bach. Damm muss weg. Problem wäre weg. Gerade zwei Tage vorher stand in der EJZ auf der ersten Seite, wie wichtig es ist, mehr Wasser in der Landschaft zu halten. Die überzogene Entwässerung führt zu verdorrten Landschaften, aber auch zu stärkerer Hochwassergefahr. Von den Wasserbehörden kommen hier bisher viel Lippenbekenntnisse, aber wenig Taten. Dagegen setzen Biber das geforderte „Wassermanagement“ sehr fachgerecht, ganz praktisch und unbürokratisch um und schaffen naturnähere Gewässer für Amphibien, Fische, Libellen, Eisvögel, Fischott‰er ...

Man muss sie „nur“ machen lassen und dafür sorgen, dass nicht einzelne Landwirte die Nachteile dieser positiven Entwicklung tragen. Eben das ist in der Streetzer Flurbereinigung geplant und sollte breite Unterstützung finden.  

Georg Wilhelm, Damnatz

Bearbeitet am: 24.12.2022/ad


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