Leserbrief der


vom 04.09.2020

Wertvolle Strukturen zerstört

Betrifft: Artikel "Mais, wo keiner sein soll" (EJZ von 24. August)

Da ballt sich einem doch die Faust in der Tasche, wenn man den Artikel in der EJZ vom 24. August, "Mais, wo keiner sein soll", über das Umpflügen eines gemeindeeigenen Sommerweges durch einen Landwirt in der Gemeinde Jameln liest. Vor gar nicht langer Zeit war es gang und gäbe, dass Bauern Wege ab- oder umpflügten, ohne dass ein Hahn danach gekräht hätte. In den kommunalen Gremien hatten doch oft ebenfalls Bauern das Sagen, die nach dem Motto verfuhren: "Eine Krähe hackt..."

In jüngster Zeit wurde aber viel über Insektensterben und Artenvielfalt diskutiert. Der Bauernverband beeilte sich, einige seiner Mitglieder vor bunten, meist einjährigen Blühstreifen zu präsentieren (wofür diejenigen gut aus Brüssel subventioniert wurden) mit der Botschaft: "Schaut her, Bauern sind die obersten Naturschützer." Experten allerdings beurteilen den nachhaltigen ökologischen Wert solcher einjähriger Blühstreifen als sehr begrenzt und fordern vielmehr den Erhalt und die Wiederherstellung von Dauer-Wegerändern und Sommerwegen.

In dieser Situation erdreistet sich ein Landwirt in Jameln unter den Augen der Gemeindevertreter, Teile eines gemeindeeigenen Weges mit Mais zu bestellen. Er zerstört damit nicht nur ökologisch wertvolle Strukturen, sondern begeht damit nebenbei noch Subventionsbetrug, denn er hat sicherlich diese Fläche in seinen Agraranträgen zur Subventionserlangung angegeben, obwohl er sich diese widerrechtlich angeeignet hat. Und die Mehrheit der Gemeindevertreter entblödet sich nicht, diesen Naturfrevel auch noch nachträglich legalisieren zu wollen. Sie sollten sich schämen.

Übrigens - in der Gemeinde Clenze hat sich zum Erhalt und der Wiederherstellung von Wegeseitenrändern eine Extra-Arbeitsgruppe gebildet - mit durchaus vorzeigbaren Erfolgen. So wurde zum Beispiel bei einem Wiesenweg zwischen den Orten Beseland und Bischof im Einvernehmen mit dem bewirtschaftenden Landwirt der Weg wieder um circa drei Meter verbreitert und mit hochstämmigen Apfelbäumen bepflanzt. Man muss sich also nur kümmern. Und noch etwas zeigt dieser Vorgang. Die Doppelstrategie der Naturschutzverbände, zum einen mit organisierter Landwirtschaft und Landespolitik den sogenannten Niedersächsischen Weg zur Förderung der Artenvielfalt auszuhandeln, und gleichzeitig ein Volksbegehren zu diesem Thema anzuleiern, ist bitternötig, um der unheiligen Allianz von Landwirtschaft und Politik Druck zu machen. Denn ohne dieses Volksbegehren im Nacken würde wahrscheinlich von diesen außer Absichtserklärungen nicht viel kommen - so aber gibt es durchaus Hoffnung auf entsprechende Gesetze.

Wolfgang Eisenberg,
 Bösen

Bearbeitet am:15.12.2020 /ad


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