Leserbrief

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vom 13.07.2011

Produkte für übersättigten Markt

Betrifft: Hähnchenmast

Wenn man schon so viel Geld verdient hat, dass man allmählich den Überblick verliert, dann geht es irgendwann vornehmlich um Macht. Hier buhlen zwei Agrar-Konzerne um die Vormachtstellung im deutschen Geflügelfleisch-Sektor, und dabei fällt gar nicht mehr so recht auf, dass man schon längst in einen völlig übersättigten Markt hineinproduziert und immer noch mehr Kapazitäten schafft, nur um größer zu sein als der Konkurrent. Geflügelfleisch wird schon längst zu Dumping-Preisen verramscht, nur die sogenannten »Edelteile» wie Keulen und Filets bleiben im Lande, der Rest (immerhin fast die Hälfte des Fleisches) wird mit der komfortablen Unterstützung durch EU-Exportsubventionen in ferne Länder verschifft, um dort dann den lokalen Geflügel- Bauern das Leben schwer zu machen.

Dies System ist ja an Unvernunft schon kaum mehr zu überbieten, aber es kommt ja noch dicker: Jeder dritte Euro, den der Hähnchenmäster zum Stallbau in die Hand nehmen muss, kommt über das Agrar-Investitions-Förderprogramm AFP aus dem Steuersäckel, und da kann man schon verstehen, dass der eine oder andere Bürger sich auch noch aus anderen als nur Tierschutzaspekten aufregt. Hier werden Millionen Euro in Projekte gesteckt, die niemand wirklich braucht, es werden Tiere gequält, es wird moderne Bauernfängerei betrieben, es wird Landschaft verschandelt, es werden gruselige Arbeitsplätze geschaffen und das nur, damit irgendwann auf dem Grabstein eines der beiden Konzernbosse steht: Er war der Größte!

Bleibt nur zu hoffen, dass die betroffenen Bauern noch einen Plan B haben, wenn sich vielleicht in ein paar Jahren das Subventionsrecht der EU geändert hat, der Absatz nicht mehr so flutscht und die Konzerne sich zurückziehen, während der teure Stall immer noch nicht ganz abgestottert ist. Alle paar Wochen 40000 Masthühner selbst vermarkten? Rothkötter-Reithalle oder Wiesenhof-Indoor-Kartbahn?

Manfred Flegel,
Kröte,
Landwirt und Hühnermäster (1000 Tiere im Mobilstall mit Auslauf)

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